Entspannungsübungen für Kindergartenkinder
Hast du das Gefühl deine Kinder sind oft völlig überdreht oder sehr müde? Beides sind Anzeichen, dass sich die Kinder eigentlich nach Ruhe und Entspannung sehnen.
Meist schaffen die Kinder den Sprung von der Anspannung in die Entspannung nicht von alleine, sondern sind auf uns Erwachsene angewiesen, sie bei diesem Prozess zu begleiten.
Im folgenden Artikel zeige ich dir eine Fülle an unterschiedlichen Übungen, die du Kindern anbieten kannst, wenn du sie in die Entspannung führen möchtest.
Die Übungen richten sich in erster Linie an ErzieherInnen im Kindergarten. Viele der Übungen lassen sich aber auch sehr gut im Familienverband zuhause praktizieren.
Die Palette an Entspannungsübungen reichen von kreativen künstlerischen Ideen über bewegte Entspannung bis hin zu meditativen Einheiten.
Entspannungsspiele mit den Sinnen
Die Fokussierung auf die Sinne stärkt die eigene Körperwahrnehmung und bringt uns im Nu vom Außen ins Innere. Sinnesspiele eignen sich daher sehr gut für Kinder um in die Entspannung zu kommen.
Windmacher:
Die Kinder legen sich mit dem Rücken auf den Boden. Der Erwachsene bewegt ein Tuch oder eine Decke auf und ab, sodass die Kinder den "Wind" spüren können.
Der Windmacher eignet sich bereits für Kleinkinder. Am besten funktioniert diese Übung, wenn man die Kinder davor ein bisschen austoben lässt. Dann wird auch der Kontrast zwischen Anspannung und Entspannung noch deutlicher.
Man kann diese Übung auch mit einer kleinen Geschichte verknüpfen.
Das leise Konzert:
Ein Instrument wird im Kreis weitergeben. Jedes Kind darf das Instrument einmal anschlagen und alle Kinder lauschen dem Klang bis er nicht mehr zu hören ist.
Am besten verwendet ihr hierfür eine Klangschale. Alternativ sind natürlich auch andere Instrumente möglich wie z.B. eine Triangel oder eine Glocke.
Diese Übung schult die Aufmerksamkeit und die Konzentration. Durch das Leiserwerden des Klangs wird eine ruhige und entspannte Atmosphäre erzeugt. Auch das Gruppengefühl stärkt sich.
Kerzenweitergabe
Zuerst verdunkelt ihr den Raum. Die Kinder reichen dann eine Kerze reihum im Kreis. Dabei kannst du ruhige Musik aufdrehen oder ein Lied anstimmen.
Ihr könnt eine echte Kerze nehmen und diese in ein Glas geben oder ihr nehmt ein elektrisches Teelicht.
Das Fokussieren auf die flackernde Flamme der Kerze wirkt sehr beruhigend und entschleunigend. Auch diese Übung stärkt das Gemeinschaftsgefühl. Man kann diese Übung auch schon mit Kleinkinder durchführen.
Besonders in der Advent- oder Weihnachtszeit kann dies ein schönes Ritual werden.
Sandsäckchenmännchen:
Bei dieser Übung werden Sandsäckchen behutsam auf den Körper des Kindes aufgelegt. Verbinden kann man das Auflegen mit einer Geschichte z.B. eine Pizza mit verschiedenen Zutaten zu belegen.
Die Kinder lenken ihren Fokus auf den eigenen Körper und spüren in ihre Tiefenwahrnehmung hinein.
Als Variation kann das Kind, nachdem alle Sandsäckchen auf dem Körper verteilt sind, versuchen aufzustehen.
Deckenzug:
Diese Übung ist für ein Kind gedacht und vor allem für jüngere Kinder geeignet.
Bei der Übung lässt du das Kind auf eine Decke setzen und ziehst das Kind danach durch den Raum. Diese Übung wirkt sich auf die Tiefenwahrnehmung der Kinder aus und beruhigt sie dadurch sehr schnell.
Massage
Das Fokussieren auf die taktile Wahrnehmung bringt die Kinder ganz schnell weg vom Außen hin zu sich selbst.
Massagen kannst du bereits bei Kleinkindern im Einzelkontakt einsetzen oder mit Kindergartenkindern im Gruppensetting, wenn sich die Kinder bereits besser kennen.
Wettermassage:
Immer zwei Kinder gehen zusammen. Ein Kind liegt auf dem Bauch und das andere spielt verschiedene Wetterlagen am Rücken nach:
Sonne - mit flachen Händen über den Rücken streichen
Regen - mit den Fingerkuppen sanft auf den Rücken trommeln
Donner - leichtes Trommeln mit lockeren Fäusten
Blitz - eine Zickzack-Linie auf den Rücken malen
Wind - sanft über den Rücken pusten
Hagel - mit den Fingerknöcheln auf den Rücken klopfen
Regenbogen - mit allen fünf Fingern einen Regenbogen auf den Rücken malen
Steinmassage:
Die Steinmassage ist vor allem für die kältere Jahreszeit geeignet. Hierfür benötigst du lediglich einige runde Steine. Vor der Massage werden ein paar der Steine an der Heizung gewärmt, andere werden draußen liegen gelassen, damit sie kalt werden. Nun können sich die Kinder mit den Steinen mit sanften kreisenden Bewegungen am Rücken, auf den Beinen, und den Armen massieren. Die Temperaturunterschiede sind besonders eindrucksvoll für die Kinder.
Massagekreis:
Beim Massagekreis teilen wir die Kinder in zwei Gruppen auf. Die Kinder der einen Gruppe nehmen ein Massagematerial (Bürste, Schwämme, Igelball, Tennisball, etc) und setzen sich im Kreis auf. Die Kinder der anderen Gruppe setzen sich jetzt jeweils vor ein Kind mit einem Massagematerial. Nun wird das Kind am Rücken mit dem Material massiert. Nach einiger Zeit wechseln die Kinder, die massiert werden, zum nächsten Kind, um mit einem anderen Massagematerial massiert zu werden. So erlebt jedes Kind die verschiedenen Qualitäten der Materialien. Danach wechseln die beiden Gruppen.
Bei der Übung kannst du auch ruhige Musik im Hintergrund einsetzen.
Solo-Igelballmassage:
Manchen Kindern ist es unangenehm von jemand anderen massiert zu werden. Für diese Kinder eignet sich folgende Übung. Jedes Kind bekommt einen Igelball und wir leiten eine Massage an. Wir beginnen bei der anderen Hand, und rollen vorsichtig über den Arm zur Schulter und so können wir mit kreisenden Bewegungen nach und nach den ganzen Körper massieren. Besonderes bei den Fußsohlen ist die Massage mit dem Igelball sehr angenehm.
Entspannung mit Bewegung
Auch wenn man mit dem Wort Entspannung eher Übungen ohne viel Aktivität assoziiert, ist Bewegung für Kinder, vor allem wenn sie viel sitzen, eine super Möglichkeit um Spannung abzubauen und den Körper/ Geist zu regenerieren. Dabei ist es natürlich entscheidend welche Form der Bewegung eingesetzt wird.
Yoga
Bereits mit Kindern lässt sich auf spielerische Art und Weise Yoga praktizieren. Mehr dazu findest du im Artikel „Wie man Kinder zum Yoga motiviert?”.
Aufenthalt in der Natur
Wenn ihr die Möglichkeit habt in die Natur zu gehen, ist das einer der besten Arten zu entspannen. Die frische Luft versorgt die Lunge mit Sauerstoff und das vermehrte Platzangebot lässt die Kinder sich freier fühlen. Am besten ist es, dass die Kinder in der Natur unangeleitet spielen.
Eine weitere Möglichkeit die Zeit an der Natur zu nutzen, ist es mit den Kindern einen geführten Sinnesspaziergang zu machen bei dem ihr die Kinder anleitet sich abwechselnd auf einen Sinn zu konzentrieren.
Zappelphilipp
Die Kinder stehen im Kreis. Und nun wird jeder Körperteil nacheinander kräftig ausgeschüttelt. Zuerst das eine Bein und dann das andere Bein. Dann das Gleiche mit den Armen. Danach wird der Kopf geschüttelt und die Schultern. Zum Schluss noch die Hüften.
Dann bleiben die Kinder für einen Moment ruhig stehen um den Kontrast wahrzunehmen. Zum Abschluss wird der ganze Körper geschüttelt.
Abklopfen
Bei der Übung sitzen die Kinder im Kreis und klopfen nun jeden Körperteil so wie beim Zappelphilipp nacheinander ab.
Geschichten erzählen
Sich zusammen mit einem Buch auf das Sofa zu setzen und neben dem Kuscheln einer Geschichte zu lauschen, hat für Kinder einen sehr friedlichen und beruhigenden Effekt.
Man kann den Kindern auch frei Geschichten erzählen, wenn man sich darin sicher fühlt.
Fantasiereise:
Eine Geschichtsform, die gezielt die Entspannung im Fokus hat, sind sogenannte Fantasiereisen. Diese Geschichten sind nicht wie gewöhnliche Erzählungen aufgebaut, sondern betonen bildhafte Vorstellungen, die den Hörer beruhigen und entspannen sollen. Sie beschrieben wo man sich gerade befindet (auf einer bunten Blumenwiese, auf einem sonnigen Strand) und wie man sich fühlt (beruhigt, entspannt, glücklich). Hier findet ihr noch mehr Infos und einige Beispiele.
Atemübungen
Die Atmung verändert sich unter Anspannung. Man atmet dann flach und seicht.
Durch Atemübungen kann man den Körper durch das tiefe und langsame Ein- und Ausatmen wieder mit genug Sauerstoff versorgen und leichter in den Entspannungsmodus zurückkehren.
Muschelatmung
Die Kinder liegen zunächst entspannt auf dem Rücken. Nun stellen sie die Beine auf. Die Knie zeigen zur Decke.
Jetzt strecken die Kinder die Arme zur Decke, so dass sich die Handflächen berühren.
Beim Einatmen werden Arme und Beine nach außen gekippt - die Muschel öffnet sich. Beim Ausatmen werden die Arme wieder nach oben gestreckt und die Knie berühren sich wieder - die Muschel schließt sich. Diese Übung wird ein paar Mal wiederholt.
Kuscheltieratmung
Bei dieser Atemübung benötigt jedes Kind ein Kuscheltier. Dieses Kuscheltier wird auf den Bauch des liegenden Kindes gesetzt. Jetzt kann das Kind ganz einfach beobachten wie sich durch die Atmung der Bauch hebt und senkt. Durch diese Übung bekommen die Kinder ein Gefühl für ihre Atmung.
Schlangenatmung
Die Kinder sitzen im Kreis und halten sich mit der Hand den Bauch. Sie atmen ein und beim Ausatmen zischen sie solange wie möglich wie eine Schlange.
Das Konzert
Die Kinder sitzen oder stehen im Kreis und beim gemeinsamen Ausatmen wird ein bekanntes Lied oder ein Ton gesungen. Ihr könnt gemeinsam alle Vokale ausprobieren und versuchen wie lange ihr es schafft einen Ton zu halten.
Mehr Übungen findest du im Artikel „15 Atemübungen für Kinder”.
Mudras
Das Wort Mudra stammt aus dem Sanskrit und bedeutet "das was Freude bringt". Ein Mudra ist eine symbolische Handgeste (Handstellung).
Es ist quasi Yoga für die Finger. Kombinieren lassen sich die Mudras mit positiven Bekräftigungen - sogenannten Affirmationen.
Ruhe-Mudra
Die Kinder sitzen. Der Daumen der rechten Hand berührt nacheinander die Fingerkuppen der rechten Hand beginnend mit dem Zeigefinger.
Mit der linken Hand führen wir parallel dazu die gleiche Bewegung durch.
Dazu sagen wir gemeinsam:
„Ich bin ganz ruhig" oder „Ich bin ganz entspannt" oder „Mir geht es gut"
Namaste Gruß
Die Kinder gehen ruhig im Raum spazieren. Bei einem akustischen Signal z.B. Klangschale stellen sich immer zwei Kinder gegenüber hin. Nun falten sie die Hände vor ihrer Brust, schließen die Augen und verneigen ihren Kopf voreinander.
Namaste bedeutet wörtlich: Ich verneige mich vor dir.
Diese Übung entspannt nicht nur, sondern vermittelt gegenseitige Wertschätzung und Respekt.
Malen
Malen hat für Kinder eine beruhigende Wirkung, die sie wieder bei sich selbst ankommen lässt.
Du kannst dazu ruhige Musik aufdrehen um eine entspannte Atmosphäre zu schaffen.
Entweder lässt du die Kinder ohne Vorgaben malen oder du händigst den älteren Kindergartenkindern Mandalas zum Gestalten aus. Mandalas sind geometrische Figuren, die meist symmetrisch auf den Mittelpunkt orientiert sind. Im Internet findest du unzählige Vorlagen.
Legespiele
Eine weitere Möglichkeit, um Kinder in die Entspannung kommen zu lassen sind Legespiele. Diese kann man im Einzelsetting, aber auch in der Gruppe anbieten.
Für das Legen kannst du verschiedene Naturmaterialien (z.B. Steine, Muscheln, Zapfen) oder Kunstmaterialien (z.B. Muggelsteine, Mosaiksteine, Glitzersteine) oder Alltags - Materialien (z.B. Flaschenstöpsel, Zahnstocher, Schwämme) zur Verfügung stellen und eine begrenzte Lege-Fläche (z.B. kleiner Teppich, Korkuntersetzer, einen Spiegel, Tischtuch).
Die Kinder legen nun ohne Vorgabe mit den Legesteinen freie Muster. Nicht das Endprodukt ist das Ziel, sondern das Versinken im kreativen Prozess.
Gemeinschaftslegespiel
Hierzu legst du ein großes Tuch auf den Boden. Jedes Kind bekommt ein Legematerial zur Verfügung gestellt, und sucht sich einen Platz vor dem Tuch aus. Nun drehst du Mediations- oder Entspannungsmusik auf und lässt die Kinder ein freies Gemeinschaftsbild legen. Zum Schluss kannst du das fertig gelegte Bild abfotografieren.
Gemeinschaftsmandala
Ein Mandala ist ein kreisförmiges und geometrisches Gebilde. Man kann Mandalas nicht nur ausmalen, sondern auch selbst durch das Legen mit verschiedenen Materialien gestalten. Dazu beginnt ihr in der Mitte und legt von innen nach außen euer gemeinsames Mandala.
Schön ist es, wenn man diese Übung im Freien durchführt und die Kinder das Lege - Material selbst sammeln.
Meditieren
Meditieren ist auch mit Kindern in adaptierter Form möglich. Mehr dazu findest du im Artikel „Mit Kindern meditieren”.
Entspannung passiert auf vielen Wegen
Du kennst nun verschiedene Möglichkeiten, die Kinder in die Entspannung zu begleiten.
Am besten du suchst dir einfach eine Übung aus, die dich persönlich am meisten anspricht und probierst es bei der nächsten Gelegenheit aus.
Berichte uns gern über deine erlebten Erfahrungen! Und teile uns mit, welche deine Lieblingsentspannungsübungen für deine Kinder sind!
Mehr zum Thema Entspannung findest du im Artikel "Entspannung für Kinder - Tipps für Eltern und KindergartenpädagogInnen"
Quellen
Lieblingsfach Skript von Tina Richter
https://herzsache.jetzt/lieblingsfach-achtsamkeit-lernen/
Psychomotorik für Kinder unter drei Jahren - Renate Zimmermann
https://www.erzaehlgeschichten.de/kindergeschichten-blog/traumreisen-fuer-kinder
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